»Terra Preta« ist portugiesisch und bedeutet »schwarze Erde«. Der Begriff bezeichnet eine anthropogene, d.h. vom Menschen geschaffene Bodenform, die erst Ende der 1980er Jahre im Amazonasbecken von Archäologen entdeckt wurde. Rund 10 % der Fläche Amazoniens sind von Terra Preta bedeckt – teils in meterdicken Schichten.
Im 16. Jahrhundert unternahm der Konquistador Francisco de Orellana als erster Europäer eine Expedition in den Amazonas. Er berichtete von Hochkulturen mit florierender Landwirtschaft und Siedlungen mit mehreren hunderttausend Einwohnern.
Als sich wenige Jahrzehnte später Europäer im Amazonasgebiet ansiedelten, fanden sie keine Hinweise auf die von Orellana beschriebene Zivilisation und so hielt man seine Berichte jahrhundertelang für übertrieben – dies nicht zuletzt wegen der Unfruchtbarkeit der Amazonas-Böden. In Kombination mit den damaligen agrartechnischen Möglichkeiten hätten diese Böden keine große Zivilisation dauerhaft ernähren können.
Erst archäologische Funde Ende des 20. Jahrhunderts haben Orellana rehabilitiert. Archäologen entdeckten zahlreiche, auf eine Hochkultur hindeutende Tonscherben (8.000 bis 12.000 Gefäße/ha), die in sehr nährstoffreichen Schwarzerde-Böden eingeschlossen waren – Böden, wie sie im Amazonasgebiet nicht natürlich vorkommen. Diese Böden gaben der Wissenschaft ein weiteres Rätsel auf:
»Weshalb tritt in den gelben, unfruchtbaren Verwitterungsböden (»Oxisole« genannt) des Amazonas Schwarzerde auf?«
Weltweit erforschten Bodenkundler seit den 1990er Jahren die Zusammensetzung dieser Terra Preta do Indio und das Geheimnis ihrer Entstehung. Ein Team der Universität Bayreuth um den Bodenkundler Dr. Bruno Glaser konnte beweisen, dass die Terra Preta von Menschenhand geschaffen wurde.
In zahlreichen Labor- und Feldvers uchen ist es Joachim Böttcher, Heiko Pieplow (+) und Alfons Krieger im Jahr 2006 erstmals gelungen, das ursprüngliche Verfahren der Terra Preta-Gewinnung wieder zu entdecken. Bei der Produktion der Terra Preta do Indio spielt die Pflanzenkohle in Kombination mit einer Fermentation der Biomassen eine entscheidende Rolle. Notwendige Bakterien und Pilze werden dem Prozess unterstützend beigefügt.
In der Zwischenzeit sind Verfahren entwickelt worden, Terra Preta-Erden in großem Maßstab zu produzieren, deren genetischer Fingerabdruck und Eigenschaften denen der Terra Preta do Indio entsprechen.
Quelle: Dieter Krellmann und Joachim Böttcher