Sie ist schwarz und unscheinbar, doch Pflanzenkohle hat es in sich und weist unerwartete Eigenschaften auf. Ihre poröse innere Oberfläche (ca. 300 m² pro Gramm) kann große Mengen an Nährstoffen und Wasser binden – aber auch wieder freigeben. Sie ist wie ein »Schwamm«, der aus »gewachsenem« Kohlenstoff besteht und bei der Herstellung CO2 aus der Atmosphäre entnimmt.
In der Kompostanlage in Darmstadt-Kranichstein werden organische Abfälle sowie regionales Gehölz aus Hecken- und Baumschnitt der Stadt-, Park- und Landschaftspflege verwertet.
Hier errichtet der EAD eine Karbonisierungsanlage, wo aus 4000 Tonnen Siebüberlauf und Darmstädter Grünschnitt jährlich 1000 Tonnen Pflanzenkohle erzeugt werden.
Die Pflanzenkohle kommt in vielfältigen Bereichen zum Einsatz: im Garten, in der Landwirtschaft, in der Viehhaltung, als Einstreu, Katzenstreu, Filtermaterial, in Textilien und Haushaltswaren. Zudem stellt Pflanzenkohle die Grundlage neuer Bau- und Werkstoffe dar.
Die Vielfältigkeit reicht von der Geruchsbindung und sinnvollen Weiterverarbeitung von Gülle und Gärresten über die Verwendung in Farben bis hin zu Körperpflegeprodukten. Bei allen Anwendungen findet immer eine Kohlenstoffsenke und somit ein wesentlicher Beitrag zur Klimaschonung statt.
Die diesjährige internationale Fachtagung des Fachverband Pflanzenkohle e.V. findet am 7. und 8. November in Darmstadt statt. Sie nimmt unter dem Motto »Alles außer Holz« das Thema Eingangsstoffe für die Pyrolyse in den Fokus. Weiterhin steht zur Diskussion, welche Anwendungen der Pflanzenkohle haben sich bewährt?
Angereichert mit Mikroorganismen und Mykhorizza-Pilzen bildet die Darmstädter Pflanzenkohle einen einzigartigen und unabdingbaren Bestandteil für die Herstellung fruchtbarer Erde. Durch die poröse Struktur der Pflanzenkohle und die damit einhergehende große innere Oberfläche speichert sie einerseits Wasser und Nährstoffe und bindet andererseits Schadstoffe.
Rund die Hälfte des Kohlenstoffs im Ausgangsmaterial bleibt langfristig in der Pflanzenkohle gebunden (Kohlenstoffsenke). So wird in Zukunft ein entscheidender Beitrag zum Klimaschutz geleistet.
Durch die hohe Wasserspeicherfähigkeit und die Absorption von Krankheitserregern wird die Widerstandsfähigkeit von Stadtbäumen und anderen Grünflächen gesteigert. Gleichzeitig kann der Wasserabfluss bei Starkregen verzögert werden.
Im Rahmen des Innovationswettbewerbs „Global Mayors Challenge 2021“ der Stiftung Bloomberg Philantropies wurden sieben Städte ausgewählt, die das sogenannte Stockholmer „Mayors Challenge Winning Biochar Project“ aus dem Jahre 2014 übernehmen. Mit diesem Modell können Pflanzenabfälle, Grasschnitt sowie Bäume und Äste in Pflanzenkohle umgewandelt wetden. Die Pflanzenkohle kann anschließend von jedem einzelnen Bürger im eigenen Garten verwendet werden. Da die entstandene Pflanzenkohle sich als Bodendünger eignet, das Pflanzenwachstum fördert, während sie gleichzeitig Kohlenstoff aus der Atmosphäre absorbiert und im Boden einschließt, ist dies ein entscheidender Beitrag zum Klimaschutz.
Die Wissenschaftsstadt Darmstadt sowie sechs weitere Städte erhalten jeweils bis zu 400.000 US-Dollar Fördermittel zur Implementierung und technischen Unterstützung von der Stiftung Bloomberg Philanthropies. Die teilnehmenden Städte profitieren darüber hinaus vom Austausch bewährter Verfahren innerhalb der vorhandenen Netzwerke.
Die Mayors Challenge wurde fünf Mal von Bloomberg Philanthropies durchgeführt und hat mittlerweile über 38 Ideen hervorgebracht, und oft so überzeugende Ergebnisse erzielt, dass andere Städte diese übernehmen.